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"Ich bin froh", hat mein Leben verändert!

 

 

Nächste Woche bin ich zu einer 10 Jährigen Wiedersehensfeier in Wien eingeladen. Auf diese Feier freue ich mich schon sehr, denn ein Freund kommt aus Moskau um seine Verwandten hier zu besuchen, welche Armenier sind und hier in Österreich leben.

 

 

 

Ich hatte bei meinen vielen Reisen immer in jedem Land einen Freund gefunden, mit dem ich so viel lachte, dass immer eine wahre Männerfreundschaft entstand. In Australien war es Kevin, in Indien war es Nishant in Armenien vor 10 Jahren war es Hovik der jetzt in Moskau lebt mit seiner Familie und nächste Woche auf Besuch kommt. Ich konnte weder Russisch noch Armenisch und er natürlich weder Deutsch und nur Bruchteile von Englisch und dennoch verstand ich mich mit Hovik so was von. Ich musste mit ihm immer so herzhaft lachen, dass ich mal vom Sessel rutschte und am Rücken lag, lachend am Fußboden. Da kam sein Rotweiler (Hund) daher, der so riesig war und gefährlich muskulös ausschaute und schleckte mich vor lauter Freude ab, als ich da lachend hilfslos am Rücken lag und mich wand vor lauter lachen!

 

Von da an war auch sein Rotweiler mein Freund und ich durfte mit ihm Gassi gehen. So ging ich als 180 kg Mann mit dem Rotweiler mit Stachelhalsband und genieteter Lederleine durch die Straßen von Yerevan in Armenien und bewirkte, dass alle Passanten die Straßenseite freiwillig wechselten, als wir als Duo daher kamen.

 

 

 

Na das war eine mächtige Erfahrung, den früher hatte ich selber einen kleinen Shitsu und Tibet Spaniel als Hunde, da wechselte niemand die Straßenseite für uns. Heute habe ich einen Mops und einen Dackelmischling, da hat auch keiner Angst. Damals aber mit einem Rotweiler mit Stachelhalsband interpretierten Menschen wahres Entsetzen in uns als Duo! Es ist inder Welt eben mehr der Schein als das Sein ausschlaggebend!

 

 

 

Vorgestern fing ich an wieder etwas Armenisch zu lernen und stieß wieder auf den Satz „Schat urach em“ der übersetzt „ich bin froh“ heißt und wahrscheinlich Dialekt oder Slang ist in Armenien, denn offiziell steht „Yes yerjanik yem“ in einer Lautschrift. Die armenischen Buchstaben sind eine Mischung zwischen Kyrillisch (russisch) und Hindisch(indisch) wenn ich sie beschreiben sollte. Auch in Indien lernte ich nur vom hören Hindi und schreib die Sprache in meinen Buchstaben auf wie ich sie eben hörte.

Man muss beim lernen von Sprachen nur wie ein Kind die Laute kopieren (nachahmen) und die Sprachmelodie sich aneignen und schon kann man quatschen. Quatschen war und ist für mich immer schon wichtig gewesen und wenn das nicht funktionierte dann eben herzhaft stundenlang lachen, wenn man mit Händen und Füßen kommuniziert.

 

 

 

Also „ich bin froh“ ist etwas so unaufdringliches finde ich, denn in meiner Kultur hört man das so selten, da ist man dankbar, glücklich, zufrieden, satt, erfreut, mutig, hungrig, durstig, verärgert, durcheinander, entsetzt, schockiert oder sonst was! Aber „ich bin froh“ sagte ich selber nie und hörte es das letzte Mal von meiner Großmutter als ich sie vor 30 Jahren bevor sie starb sie besuchte und sie froh war mich zu sehen. Aber „ich bin froh“ nicht weil ich wem treffe, mich wer besucht, sondern ich einfach „froh“ bin, weil ich lebe, weil ich da bin. Weil froh sein allein schon genügt, weil man am Leben ist und froh sein kann, so was veränderte meine Welt.

 

 

 

Als Unternehmer hat man ständig Ziele die man ansteuert, man hat kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele, hat einen Businessplan und verfolgt alle seine Ziele. Plötzlich steht aber seit Jahren in meinem „Businessplan“ nur mehr „ich bin froh“. Nun, dafür gibt einen keine Bank einen Kredit, aber man braucht auch keinen mehr! Man ist froh und tut was einen Spaß macht täglich, man lebt täglich, man ist froh zu leben, man freut sich zu leben und das so richtig aus dem Herzen.

Nicht mehr aus dem Verstand, der einen oft nur antreibt um am Ende was zu erreichen, was keinen wirklichen Wert darstellt. Mir fallen dabei unzählige Filme ein, wo Menschen alle was angestrebt haben und oft erreichten und dann sagten: Das ist nicht real z.B. die Millionen in Banknoten, da hätte ich doch lieber eine kleine Souvenirpuppe statt dessen als Erinnerung an meine tolle Zeit hier.

 

 

 

Kennst du das auch, dass nach Reisen oder großen Geschäftserfolgen im Ausland, dir nur eine Bekanntschaft wirklich noch was bedeutet, weil diese real ist und nicht vergängliches Geld oder Erfolge?

 

Ich durfte das die letzten 24 Jahre schon leben und erkennen und das macht mich froh! Ich habe eine Schachtel in meinem Schrank mit allen tollen Erinnerungen, Fotos von früher, jede Menge Auszeichnungen, Orden etc. Doch wenn ich wählen kann, schaue ich mir die Fotos an und werde diese auch mitnehmen zur Wiedersehensfeier nächste Woche, wie wir uns alle verändert haben in den letzten 10 Jahren.

 

 

 

Ich bin froh, dass sind die Worte die meine Unvergänglichkeit in dieser Welt bedeuten, denn irgendwer wird sich so wie auch ich, sich an mich erinnern, wenn ich auch nicht mehr bin. Ich bin froh Leute zu treffen mit denen ich viel lachen kann. Es ist so was von egal welcher Gesellschaftlichen Schicht wer angehört, was in Indien extrem wichtig erscheint, es ist egal wie viele Erfolge oder Misserfolge jemand hinter sich hat, egal ob wer reich oder arm wie eine Kirchenmaus ist. Wenn du mit einem Menschen lachen kannst und dich prächtig verstehst, auch ohne gemeinsamer Sprache, dann bist du dort angekommen, wo du sagen darfst: Ich bin froh!

 

Du kannst als Mann, der seine eigenen Gefühle oft nicht mal versteht oder benennen kann, nicht mal erklären, warum du froh bist. Ich kann es nicht und konnte es auch nie! Ich hörte von der Einladung und war „froh“ und die Armenische Familie versuchte alles mich zu überzeugen das ich nicht absage. Aber hallo, auf die Idee kam ich gar nicht, denn ich war froh!

 

 

 

Wie wenig Menschen sind heute froh, dachte ich nachdem mir mein ungewöhnliches „froh sein“ bewusst wurde, welches die Welt heute anscheinend gar nicht mehr kennt. Wann warst du nur „froh“ das letzte Mal?. Nicht „froh“ weil wer deine Schulden zahlte, wer dir wer das Auto reparierte oder weil irgend was positives passiert ist. Nein, ich meine einfach nur „froh sein“ weil du lebst und weil du Leute triffst mit denen du immer und überall nur lachen kannst?

 

 

 

Als ich Indien ein paar Monate lebte in 1997, da war Nishant mein Kumpel der eines Tages auf der Straße auftauchte und mich auf einen Tee einlud. Wir konnten Englisch reden und viel lachen. Natürlich wollen Inder gerne mit Leuten angeben vom Ausland und gern gesehen werden mit ihnen. Nishant war das aber egal, wir redeten über das Geschäfte machen, über Mädchen, über Jesus Christus und über das süße Leben das trotz Armut in Indien nur eine Einstellungssache im Kopf war, durch die man überall Schönheit erleben kann und sich wohl fühlen kann.

Ich lebte selbst in Armut als christlicher Missionar, aber was macht das schon, man ist einer von vielen dort und die Armut hab ich nie gefürchtet, den Hunger schon mehr 😉. Dort in Indien halten wirkliche gute Freunde Händchen beim spazieren gehen und so kam es, dass auch ich Händchen hielt mit Nishant was mir natürlich anfangs extrem unangenehm war.

 

Ich musste aber meine eigene Kultur mal bei Seite lassen und mich auf die Kultur des Gastlands einstellen. An dem Punkt angekommen war ich „froh“. Viele verstehen das vielleicht nicht, aber wenn man sich selber nicht mehr als Status Quo sieht, seine eigene Kultur nicht mehr als Maßstab für Freundschaft betrachtet, seine Vorbehalte nicht homosexuell zu wirken vergisst. Wenn man nur mehr eintaucht in die fremde Kultur und plötzlich trotz Körperfülle von 3 Indern zu einem Inder wird, dann ist man „froh“. Plötzlich stand ich als Österreicher, kulturell völlig in einem für mich so fremden Land und doch so vertraut mit allem was um mich passierte und ich erlebte. Das Gefühl war „ich bin froh“.

 

 

 

Dieser Schatz, der mir durch meine vielen Reisen, jetzt durch den Besuch von Hovik aus Moskau wieder bewusst wurde und ich sowieso ein Leben bisher täglich genossen habe, dieser Schatz heißt: Ich bin froh! „Schat urach em!“ Immer noch ist es schwierig anderen dieses „froh sein“ verständlich zu  machen, weil es eine Herzensangelegenheit ist. Wer aber nie diesen Punkt erreicht, dass er froh ist, egal was um einen herum passiert, egal ob er arm oder reich ist, egal ob er unüberwindbare Probleme hat oder problemfrei lebt, der hat meiner bescheidenen Meinung noch nicht richtig gelebt.

Dieser Punkt war für mich weltweit und auch in der eigenen Nation der Punkt, wo ich zu Hause war, angekommen bin, dort wo ich immer schon sein wolle ohne es vorher zu wissen.

 

 

 

Ich lebte in Brüssel und half dort Prostituierten aus der Gosse raus zu kommen in ein neues Leben und was war in meinem Herzen? „Ich war froh!“ Froh dort zu sein und zu helfen. In Danzig Polen saß ich eines Tages bei einem Drogenabhängigen in seiner völlig verschmutzen Wohnung und trank Tee mit ihm und war „froh“ dort zu sein. Ich saß in einem Slum in Indien und trank Tee und die Gastgeber mussten Kilometer weit gehen um Wasser für den Tee zu holen und ich war „froh“ dort zu sein und ihnen durch meine Geschichten den Tag zu versüßen und sie mit meinem Lachen an zu stecken. In den schlimmsten Lebensumständen „froh zu sein“ hielt ich selber für unmöglich, doch es ist möglich, denn ich erlebe es ständig wieder und wieder.

 

 

 

Frohsinn ist auch nicht was ich meine, denn man kann ohne glücklich zu sein auch „froh sein“. Froh sein ist so befreiend, denn auch wenn man einen Unfall hat, kann man froh sein noch zu leben, nicht schwer verletzt zu sein etc. Ich finde das wir „froh sein“ zu wenig verwenden im Sprachgebraucht und schon gar nicht genug darüber nachdenken. Worüber wir dankbar sein können, darüber gibt es Seminare und Achtsamkeitsübungen und vieles mehr. Aber über das „froh sein“ gibt es nichts in dieser Welt, dass ist so was von unterschätzt!

 

Vielleicht habe ich dir heute mit „froh sein“ als Gedankenanstoß etwas das Leben versüßt und dich wach gerüttelt, wieder mal an all die Freunde weltweit zu denken, die du schon hast und fast wieder vergessen hast. Für fast alles hat unsere Kultur schon einen Tag im Jahr ausgewählt, den Nichtrauchertag, den Auto freien Tag usw. Wie wär es wenn wir von nun an täglich den „ich bin froh Tag“ zelebrieren, egal wie unsere Lebensumstände gerade sind? Wenn wir täglich an die Beziehungen, Bekanntschaften denken die wir alle schon erleben durften und in denen wir „froh“ waren und viel gemeinsam lachten.

 

Ist das Leben real durch Mitmenschen oder durch schnöde materielle Dinge die wir alle gewöhnt sind an zu häufen? Entscheide selbst und werde froh oder bleib wie du bist 😉 gedanklich und im Herzen, es ist immer deine Entscheidung.

Es kann aber schnell gehen sich völlig anders zu fühlen, wenn wir uns wieder bewusst werden, dass wir alle froh sind!

 

 

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